Es ist Weltstillwoche! Ich bin immer wieder erstaunt, für was es extra Tage oder Wochen gibt. Selbst für Dinge, die doch eigentlich völlig natürlich und normal sein sollten. Für mich stand immer fest, dass ich stillen möchte. Die Möglichkeit, das es mit dem Stillen nicht funktionieren könnte schloss ich von vornherein aus.
Auf die Idee, dass ich das Stillen verteidigen werden muss, wäre ich zu Beginn niemals gekommen. Und ich möchte diese Zeit nicht missen.
Ein kleiner Hinweis vorweg…
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass jeder die Freiheit haben sollte selbst zu entscheiden, was für ihr Kind und sich selbst das Beste und Richtige ist. Für mich ist richtig, was sich gut anfühlt und mit dem Mutter und Kind zufrieden sind. Und mein Sohn war ein regelrechter Brust-Muttermilch-Liebhaber.
Ich selbst hatte nie den Plan zwei Jahre lang zu stillen, schwanger zu stillen und wenige Wochen vor der Geburt meines zweiten Kindes erst abzustillen. Das hat sich einfach so ergeben.
Ich habe überall gestillt. Auch auf dem Standesamt, kurz vor unserer Hochzeit. Dennoch bin auch kein Fan davon völlig entblößt in der Öffentlichkeit zu sitzen oder den ganzen Tag voll Muttermilch-Flecken durch die Gegend zu laufen. Dafür bzw. dagegen gibts ja zum Glück einige Stillhelferlein, welche ich nicht missen möchte.
Auch ich hatte Phasen, in denen ich mit unserer Stillzeit gehadert habe, allerdings erst zum Ende hin. Auch ich wollte irgendwann mal wieder meinen Körper für mich bzw. meine Brüste, denn zu dem Zeitpunkt des Abstillens war ich ja schon wieder schwanger *g*. Ja, auch das geht, stillen und schwanger werden!
Stillen sollte selbstverständlich sein. Jedoch habe ich leider die Erfahrung gemacht, das es genau das nicht ist. Denn ich musste das Stillen während unserer zweijährigen Stillzeit ganze dreimal verteidigen!
Meine erste Herausforderung – ich möchte stillen und nicht die Flasche!
Das Stillen war noch nicht mal richtig gestartet und schon ging es los… Direkt in den ersten Tagen nach der Geburt. Und zwar im Krankenhaus auf der Wöchnerinnenstation. Ich bin dem Rat gefolgt und habe meinen Sohn alle zwei Stunden angelegt, damit die Milch kommt.
Mit jedem Tag nahm mein Sohn mehr ab und die Schwestern wurden immer unruhiger. Eine Gewichtsabnahme zu Beginn ist nicht ungewöhnlich. Babys nehmen in der Regel in den ersten Tagen bis zu 10% ihres Geburtsgewichts ab. (Nach ca. 14 Tagen, max. 3 Wochen sollte dann das Geburtsgewicht wieder erreicht sein.)
Irgendwann kam die Hebamme zu mir. Sie sollte abklären, ob ich mit dem zu füttern beginnen sollte. Und genau das wollte ich auf keinen Fall. Ich bin halt kein Fan von künstlicher Premilch. Ja es ist toll, dass es Alternativen gibt, jedoch für mich keine wirkliche Alternative, sofern die natürliche Variante funktioniert…
Die Natur hat es schließlich anders vorgesehen. Nur leider kann der Milcheinschuss etwas dauern, in der Regel ca. 3-4 Tage. Und die waren bei mir noch nicht erreicht.
Die Hebamme war zum Glück wahnsinnig nett und war vielmehr etwas überrascht, dass ich in diesem Moment so sicher auftrat. Ich sagte sie sollten uns und der Natur doch einfach mal die Zeit geben. Die Milch kommt schon noch, was ich nicht gebrauchen kann ist jetzt stress.
Leider nahm mein kleiner Mann 5 Gramm über den „erlaubten“ 10 % ab. Wir wollten jedoch wie geplant nach Hause. Und sie uns nur entlassen, wenn ich nun mit dem Zufüttern beginne und zudem noch Fläschchen mitnehme.
Und was soll ich sagen, ich habe mich darauf eingelassen, aus Angst, dass er verhungern könnte… Jedoch ohne mich von meinem Ziel abbringen zu lassen, meinen Sohn zu stillen.
Zuhause angekommen kam einen Tag später die Milch und die Fläschchen wurden entsorgt. Ab da an lief es wie am Schnürchen…
Unser zweites Erlebnis – Der Kinderarzt und die WHO
Zu seiner Entschuldigung muss ich gleich vorweg nehmen, dass es nicht unser Arzt war, sondern die Vertretung. Mein kleiner Mann war immer ein Leichtgewicht, weshalb wir regelmäßig zu Gewichtskontrollen mussten.
Mit ca. sechs Monaten waren wir also bei der U-Untersuchung beim Kinderarzt. Nach einem Blick auf sein Gewicht fragte dieser mich kritisch „stillen Sie noch?“. Ich antwortete mit voller Überzeugung, selbstverständlich. Woraufhin der Kinderarzt sagte „es wäre ja mal Zeit für Kuhmilch“….und ich begann innerlich zu kochen.
Er empfahl mir also abzustillen, damit ich meinem Sohn die Milch eines anderen Säugetieres geben kann, die mit einem „Naturprodukt“ in der heutigen Zeit überhaupt nichts mehr zu tun hat und zudem noch dafür bekannt ist, diverse Allergien auszulösen und zu verschleimen?
Ich kann ein Lied von Nasennebenhöhlenentzündungen singen…die hatte ich 4-5 mal im Jahr bis ich endlich die Milchprodukte wegließ und seitdem meine Ruhe habe…
Nicht mit mir! Stattdessen warf ich ihm an den Kopf, dass selbst die WHO empfiehlt zwei Jahre lang zu stillen. Er war überrascht, da wusste ich wohl mehr als er. Das war also mein zweites Erlebnis, bei dem ich das Stillen verteidigen musste..
Wir stillten fröhlich weiter… und ja Beikost startete auch. Die heißt jedoch nicht ohne Grund Beikost und nicht Anstattkost 😉
Mein drittes Erlebnis – im OP-Saal kurz vor der Vollnarkose
Bis heute weiß ich nicht, wie ich in diesem Moment den Mut aufbringen konnte das Stillen selbst auf dem OP-Tisch verteidigen zu können. Mein Sohn war sieben Monate alt.
Aufgrund einer Zyste am Eierstock musste ich operiert werden. Im Vorgespräch hatte ich mit dem Narkosearzt besprochen, dass ich nach der OP eine Stillmahlzeit aussetze. Also Milch abpumpe, vernichten und dann weiter stillen kann.
Der Arzt war super nett, verständnisvoll und selbst Vater von vier Kindern. Er versicherte mir, dass es kein Problem sei und sie auf bestimmte Medikamente und Narkosemittel verzichten bzw. auf Alternativen ausweichen würden.
Ich bereitete mich dennoch darauf vor im Ernstfall einen Tag lang nicht stillen zu können. Über zwei Monate lang pumpte ich Milch ab und fror diese ein. Nach jedem mal stillen und mit der Hand! Seitdem kann ich erahnen, wie sich eine heutige Turbomilchkuh fühlen muss…
Im OP war dann leider ein anderer Arzt. Mein kleiner Mann war ein absolutes Stillkind und nahm nicht die Flasche und ich wollte weiter stillen. Der Arzt fragte mich nach dem Alter meines Sohnes und bemerkte dann etwas abfällig, dass es mit sieben Monaten ja auch mal Zeit zum abstillen wäre…
So etwas übergriffiges hatte ich nicht erwartet. Ich war noch schlagfertig genug um zu antworten, dass er diese Entscheidung doch gerne Mutter und Kind überlassen könne und er sich stattdessen einfach an das halten solle, was auch mit seinem Kollegen besprochen war.
Das Ende der Geschichte: Mein Sohn bekam die gesammelte Milch aus dem Glas. Er lag neben mir, wollte an die Brust und hat die Welt nicht so recht verstanden. Nach einem Tag Pause und gefühlten vier Litern Wassern (um die Narkosemittelchen schnell auszuschwemmen) ging unsere Stillzeit fröhlich weiter.
Und zwar bis knapp nach seinem zweiten Lebensjahr.
Mein Fazit nach zwei Jahren Stillzeit
Nach diesen Erlebnissen waren mir komische Blicke und Kommentare egal. Ich war abgehärtet und es war mir egal, was andere dachten.
Es lohnt sich zu kämpfen! Nicht zu sehr auf andere zu hören, sondern seinem Bauchgefühl zu folgen und sich an den Bedürfnissen des Kindes und natürlich auch den eigenen zu orientieren.
Wenn ihr auch stillen möchtet, dann glaubt daran und lasst es euch nicht vermiesen! Und wenn es nicht klappen sollte, macht euch keine Vorwürfe!
Wie heißt es so schön? Stillen ist Liebe, Flasche geben auch…