Dänemark wird gerne als das glücklichste Land der Welt bezeichnet und die Dänen als hyggelig. Und ja, Dänemark hat viel zu bieten, es ist wundervoll wie entspannt und kinderfreundlich hier alle sind. Jedoch gibt es auch hier Schattenseiten, die du kennen solltest, wenn du nach Dänemark auswandern möchtest.
Und genau um diese Schattenseiten geht es nun in diesem Beitrag, über das Leben in Dänemark Nachteile. Dies spiegelt natürlich nur meine Erfahrungen wieder. Jemand anders in einer anderen Region und einer anderen Wertvorstellung empfindet dies vielleicht wieder anders.
Daher berichte ich hier explizit darüber, was uns persönlich überrascht hat und aus unserer Sicht nicht so gut funktioniert hat (jedoch häufig nicht drüber gesprochen wird). Außerdem verrate ich dir noch, was wir daraus gelernt haben und vor allem, was wir zukünftig anders machen würden.
Kennst du schon meinen Beitrag über die 5 Dinge, die wir schätzen gelernt haben in Dänemark?
Nach Dänemark auswandern. Die 5 Nachteile und was wir gelernt haben
Das letzte Jahr war wahrlich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Es war ein Prozess und eine Reise. Eine Reise zu uns selbst, wir haben mehr über uns und das Leben gelernt als jemals zuvor innerhalb eines Jahres.
Nach Dänemark auswandern hat uns als Familie noch mehr zusammengeschweißt. Das Leben hat uns einmal mehr auf nicht ganz sanfte Art und Weise gezeigt, was wir und die Kinder benötigen und uns wünschen.
Es hat uns an unsere eigenen Grenzen gebracht. Kräftetechnisch, als auch persönlich.
Die ersten Wochen fühlten sich wie ein nachgeholter Urlaub an. Urlaub, den wir Jahre davor nicht mehr hatten.
Das Wetter war traumhaft, der Frühling küsste den Garten wach, wir richteten in Lichtgeschwindigkeit von fünf Wochen das Haus ein, unternahmen viele Ausflüge auf der Insel und waren immer wieder beeindruckt von der Entspanntheit und Kinderfreundlichkeit der Dänen (und sind es auch noch heute 😉 )
1. Dänische Kinder sind Institutionskinder
Tja, und dann trafen wir irgendwann ziemlich überwältigend auf den harten, einsamen Alltag. Mein Mann arbeitete -mehr als ursprünglich geplant- und ich war mit beiden Kindern zuhause. Einen Kitaplatz für unseren Sohn hatten wir erst ab August.
Die Spielplätze waren immer leer, egal ob morgens, mittags oder abends. Die Bibliothek ebenfalls. Der Musikkurs fand leider nur einmal statt und fiel dann wegen Krankheit aus. Andere Kurse beginnen erst nach 16 Uhr, was für meine Kids zu spät ist.
Die dänischen Kinder sind Institutionskinder und in der Regel ganztägig in Betreuung. Daher ist es schwer andere Mütter und Kinder zu finden, die ihre Kinder nicht in der Kita haben oder nur halbtägig. Am ehesten gelingt dies noch über die Freilerner Community, davon gibt es nur leider in unserer direkten Kommune keine.
Der Freilerner Treff auf Westfyn machte mir erst Hoffnung, war nur leider 40 Minuten entfernt, meine Tochter hasste Auto fahren und dann wollten sie dort auch eigentlich keine kleinen Kinder, sondern erst ab 6 Jahren oder als Ausnahme nur deren kleine Geschwister.
Dieser Punkt ist für mich ein großer Nachteil, über das Leben in Dänemark. Kinderfreundlich geht irgendwie anders…
2. Die Dänen machen alles über Facebook
Die Dänen machen wirklich alles über Facebook. Es gibt für alles eine Facebook Gruppe, für Spielegruppen, Freilerner oder auch das Dorf. Die Dänen nutzen viel den Marketplace (neben dba.dk, dem dänischen Kleinanzeigen), organisieren sich über Gruppen oder bilden eigene Facebook Chats.
Es gibt zum Beispiel Gruppen von Eltern und Müttern, die mit ihren Kindern zuhause sind (häufig zu finden über „hjemmepasser“, es gibt Gruppen über die privat Häuser verkauft werden bzw. beworben werden, spezielle Gruppen in denen Landwirtschaftliche Anwesen speziell für Pferde- oder Viehhaltung angeboten werden.
Die Dänen machen (leider) alles über Facebook und es gibt für wirklich alles Facebook Gruppen. Es ist natürlich auch sehr praktisch, da dort vieles gefunden und Kontakte geknüpft werden können. Dennoch bleibt es das Meta Universum 😉 und das musst du wollen…
3. Soziale Kontakte: die Dänen sind „harte Brocken“
Wir sind von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Dänen begeistert. Nach nur wenigen Tagen stand unser Nachbar mit Pallets für die Heizung und Eiern der eigenen Hühner vor der Haustür, damit wir über das Wochenende kommen.
Was jedoch wirklich schwierig ist, sind echte, freundschaftliche Kontakte. Wir wussten vorher, dass es nicht einfach werden würde, dass es so schwierig werden würde, schockierte uns jedoch etwas. Vielleicht kennst du den Spruch: Mit Kind und Hund knüpft man überall schnell Kontakte. Pustekuchen!
Wir hatten große Hoffnungen über den Kindergarten Kontakte knüpfen zu können (dank Arbeitstage, Elterncafé etc.), trotzt großer Bemühungen unsererseits verlief leider alles im Sande.
Dänische Eltern aus dem Kindergarten berichteten uns, dass sie damals vier Jahre gebraucht hätten, um sich hier in der Gegend neu zu sozialisieren. Wir hatten sie zum Kaffee eingeladen. Nach drei Einladungen und vier Monaten sind sie dann auch gekommen. Bei dem einen Treffen blieb es jedoch leider…
Eine Erzieherin empfahl uns den Kontakt zu anderen Auswanderern zu suchen, sie hatte damals nach einer Zeit im Ausland zwei Jahre gebraucht und sich letztlich nur über den Job wieder vor Ort sozialisiert.
Ich kann mir gut vorstellen, dass dies in der Grenzregion etwas anders ist, denn dort sind Auswanderer, insbesondere aus Deutschland, keine Seltenheit und zudem gibt es dort ein großes Angebot für Zuzügler und natürlich eher die Möglichkeit Kontakte zu anderen Auswanderern zu knüpfen.
Mein Mann und ich hatten derweil mit Nachbarn einen Spieleabend ins Leben gerufen, um auch endlich mal etwas mehr Dänisch in der Praxis anwenden zu können.
Selbige Nachbarin machte sich auch noch für meinen Sohn auf die Suche nach Spielkameraden für den Nachmittag und postete in 6 Gruppen. Ihr Ergebnis und ihre Erkenntnis: Sie bekam keine einzige Antwort; es war leichter für ihre Hunde Spielgefährten zu finden, als für einen 4 jährigen Jungen (ihr Wortlaut).
Eine weitere Rückmeldung auf meine Nachfrage hin aus einer Auswanderer-Gruppe: dies ist häufig der Preis, den Auswanderer Kinder hier zahlen müssten. Für mich nur schwer tragbar…
4. Deutschland macht nach Dänemark auswandern schwer
Was auch noch erschwerend hinzu kommt: Deutschland bzw. das Finanzamt. Denn dies handelt und entscheidet leider entgegen der Gesetzeslage; die Besteuerung der Unternehmen und der Privatpersonen sind klar geregelt, speziell im Außensteuergesetz und Doppelbesteuerungsabkommen.
Am einfachsten wäre es gewesen, schlichtweg die GmbHs in Deutschland im Handelsregister in Flensburg zu führen. Denn dort kennen sie sich in der Regel eher damit aus.
Auswandern mit deutschen GmbHs ist eine echte Herausforderung, viele neue graue Haare inklusive und nur bedingt zu empfehlen. Von der Wegzugssteuer ganz zu schweigen…dafür gäbe es jedoch wenigstens noch Lösungen…
5. Die Lebensmittelauswahl ist übersichtlich
Ich hätte niemals gedacht dies einmal zu schreiben, jedoch ist die Auswahl an Lebensmitteln mit der Zeit doch schon etwas überschaubar. Das Leben in Dänemark und seine Nachteile ist für uns nach einem Jahr kulinarisch tatsächlich etwas eintönig und langweilig geworden.
Zumindest, wenn der Wunsch besteht, mal etwas einkaufen zu können und es nicht selbst machen zu müssen.
Was ich wirklich vermisse sind richtige Frischetheken, Biomärkte und Drogeriemärkte. Auf Fünen gibt es einen wundervollen Biomarkt, jedoch liegt dieser auf Nordfünen und ist verdammt teuer. Und ja, DM oder Budni gibt es hier nicht, Matas ist für mich keine echte Alternative und die Grenze für „mal eben schnell einkaufen fahren“ leider zu weit weg.
In den Städten und Großstädten mag es etwas anders sein. Ich freue mich jedenfalls jedes Mal, wenn wir in der alten Heimat sind und ich mal wieder ein richtiges Vollkornbrot kaufen gehen kann und es nicht jeden zweiten Tag selbst backen muss.
Neben diesen Punkte gibt es natürlich noch viele weitere Dinge, die berücksichtig werden sollten und durchaus auch zu den Schattenseiten und Nachteilen gezählt werden könnten, wenn du nach Dänemark auswandern möchtest.
Dazu gehört zum Beispiel, dass du hier Gläsern bist, Autos ein absoluter Luxus sind, Dänemark ein Hochsteuerland ist und das Gesundheitssystem doch etwas anders funktioniert als in Deutschland.
Was wir zukünftig anders machen würden.
Urlaub
Rückblickend betrachtet würden wir, vor einer großen Entscheidung wie das Auswandern, erst einmal versuchen einen längeren Urlaub zu machen. Versuchen zu entspannen und Kraft zu tanken. Denn Auswandern kostet enorm viel Kraft und Nerven! Das Ganze mit leeren Akkus anzugehen (wie wir es quasi getan haben) ist keine gute Idee.
Gefühl
Von Anfang an mehr auf mein Bauchgefühl hören. Denn ja, ich hatte mit der Alleinlage und der Tatsache nur mit dem Auto hier von unserem Hof wegzukommen von Anfang an ganz dolles Bauchweh.
Ich war schockverliebt in den Kindergarten, hatte jedoch damals schon bedenken, dass dieser für meine Kinder zu groß sein könnte. Mein Sohn mag es einfach nicht mit zu vielen Kindern.
Kontakte zu Auswanderern
Die Entscheidung für eine Region oder einen Ort nicht von anderen, einzelnen Auswanderern abhängig machen, die du vielleicht mal kennengelernt hast. Gleichzeitig jedoch dennoch darauf achten, dass es in der Gegend eine größere Auswanderer Community gibt. Die Grenzregion mit ihren Angeboten für Zuzügler hat da durchaus ihre Vorteile 😉
Haus
Uns in ein Haus verlieben und dabei alle anderen Faktoren drum herum vergessen oder ignorieren. Daher lieber im Vorwege eine Liste machen und gewichten was dir und euch wichtig ist. Lage, Erreichbarkeit, Größe, Nachbarschaft etc.
Alltag
Wir hatten im Vorwege unserer Auswanderung an fast alles gedacht, vieles recherchiert, geplant, abgewägt und vorbereitet. Nur eines hatten wir schlichtweg vergessen! Und zwar uns wirklich intensiv mit der Gegend, dem Freizeitangebot für die noch kleinen Kinder und vor allem den Uhrzeiten dieser zu beschäftigen.
Aufgrund der ganztägigen Betreuung beginnen viele Kinderkurse, selbst für die kleinsten Kinder, erst ab 16 Uhr oder finden Vormittags statt. Ich verehre Jesper Juul*, ich bin hier nur noch niemandem begegnet, der ihn kennt…
Ich würde im Vorwege daher passende Freizeitaktivitäten und Kurse raussuchen und versuchen den neuen Alltag durchzuspielen. Herausfinden, ob das neue Haus und der neue Alltag wirklich zu eurem individuellen Familienleben passen. Und bei Wunsch bereits vor dem Umzug die Kinder im Kindergarten anmelden.
Leben ist das, was passiert, während du dabei bist andere Pläne zu machen
Vor allem mit kleinen Kindern und wenn du nach Dänemark auswandern möchtest!
Wir leben gerade wieder Kitafrei. Mein Sohn kam leider in dem Kindergarten nie richtig an. Ich probierte auch die Eingewöhnung meiner Tochter in der Krippe (es funktionierte überhaupt nicht) und kam dann recht schnell zu der Erkenntnis, dass dies nicht der richtige Weg für uns war.
Damit waren jedoch auch all meine Pläne beruflich endlich durchzustarten erstmal wieder mehr oder weniger auf Eis gelegt bzw. auf ein absolutes Schneckentempo heruntergedrosselt.
Stattdessen habe ich wieder unsere Spielegruppe aktiviert, die ich erst vor drei Monaten auf Facebook gefunden hatte.
Ausserdem mussten wir einsehen, dass für uns als Familie die Entscheidung aufs Land, in Alleinlage und ohne Gehweg zu ziehen nicht die richtige war. Wir hatten uns in dieses Haus verliebt. Unser Familienalltag funktioniert hier jedoch leider nicht.
Und mit vielen kleinen weiteren Erlebnisse, hat das Leben uns deutlich zu verstehen gegeben, dass dies nicht unser Ort sein soll. Wir benötigen mehr Infrastruktur und mehr soziale Kontakte…
So schmerzlich diese Erkenntnis auch ist, so ehrlich ist sie gleichzeitig. Wir haben daher schweren Herzens unseren Hof wieder verkauft.
Ob wir bereit sind Dänemark für immer aufzugeben? Ich weiß es nicht, denn mit Deutschland haben wir nach wie vor dolle Bauchschmerzen (auch wenn sich so langsam viele alternative Schulformen gründen). Wir vermissen vieles was wir in Deutschland hatten und haben gleichzeitig vieles, was wir in Dänemark kennengelernt haben, zu schätzen gelernt.
Das Leben in Dänemark fühlt sich (trotz Gläsernheit) freier an, als in Deutschland. Die Menschen sind entspannter, hilfsbereit und so wundervoll kinderfreundlich.
Ich darf nun lernen ins Vertrauen gehen zu dürfen, dass alles gut wird und die Dinge sich fügen werden. Ausserdem denke ich oft an die Worte unserer Feng Shui Beraterin Daniela: „Wenn das Haus seine Aufgabe erfüllt habt, könnt ihr weiterziehen“. Und genau das spüren wir derzeit recht deutlich. Es ist nicht mehr unser Haus, das Haus und der Ort passen nicht mehr.
Man muss seinen Weg gehen, aber auch den Mut haben, seine Richtung zu ändern. (Unbekannt)
Lebst du in Dänemark oder interessierst du dich dafür nach Dänemark auszuwandern?
Liebe Grüße
Bea
Hallo Bea,
ich bin vorhin über Deine Seite gestolpert und musste mir jetzt erstmal alle Deine Dänemark Beiträge durchlesen.
Ich finde es super das Du tatsächlich mal diese Dinge aus Eurer persönlichen Perspektive und Erfahrungen beschreibst, denn davon habe ich noch keinen erzählen hören.
Wir haben den Gedanken auch im Hinterkopf ( mal mehr , mal weniger) unseren Lebensmittelpunkt nach Dänemark zu verlagern aber da gehört ja soviel dazu, besonders auch wenn man die Verantwortung für Kinder mitzutragen hat.
Ich bewundere, das Ihr diesen Schritt gewagt habt und danke Dir für Deine privaten Einblicke!
Alles Gute für Euch und viele Grüße aus Schleswig-Holstein
Steffi
Hallo Steffi,
lieben Dank für deinen Kommentar 🙂 Das „mal mehr, mal weniger“ kennen wir leider auch zu gut. Genauso geht es uns noch heute. Das Leben ist eine Reise, wer weiß wohin es noch geht 😉
Liebe Grüße
Bea