Im August 2019 erhielt ich die Diagnose Endometriose. Sieben Monate nach der Geburt meines Sohnes. Meine erste Schwangerschaft war geprägt von Blutungen und starken Schmerzen, die rückblickend zum großen Teil auf die damals noch unbemerkte Endometriose zurückgeführt werden können.
Mit dem Wachstum meines Sohnes und der vorhanden Endometrioseherde wurde der Platz im Bauch immer enger und drückten mir sehr wahrscheinlich ordentlich auf den Ischias und den Rücken. So lautete zumindest die Vermutung der Gynäkologin und des Orthopäden.
Zuvor ging ich jahrelang durch ein regelrechtes Martyrium und rannte aufgrund meiner starken Regelschmerzen von Arzt zu Arzt. Wirklich ernst genommen hat mich leider keiner und das obwohl diese Erkrankung alles andere als selten ist. Daher ist es mir heute auch eine Herzensangelegenheit über diese Erkrankung zu berichten.
Was ist Endometriose?
Bei einer Endometriose treten Wucherungen von gebärmutterschleimhautähnlichen Gewebe (auch Endometrium genannt) außerhalb der Gebärmutter auf. Diese Wucherungen (Endometrioseherde) sind in der Regel gutartig, können jedoch Schäden an Organen verursachen (zum Beispiel durch Verwachsungen oder Verklebungen).
Während des Monatszyklus wachsen diese Herde analog zur Gebärmutterschleimhaut und bluten schließlich bei der Menstruation mit. Ebenfalls kann es zur Bildung von Zysten kommen. Solch eine „Schokozyste“ – wie sie aufgrund ihres bräunlichen Aussehens auch genannt werden – hatte ich an meinem Eierstock (meine Zyste war ganze 6 cm groß!).
Unerkannt und unbehandelt kann diese Erkrankung bis zum Beginn der Wechseljahre fortschreiten.
Welche Beschwerden verursacht Endometriose?
Die Beschwerden und Symptome können vielseitig und sehr individuell sein (weshalb Endometriose auch „Chamäleon der Gynäkologie“ genannt wird). Eine Endometriose kann zu krampfartigen Regelschmerzen und auch zu chronischen Bauch- oder/und Rückenschmerzen führen.
Einige Frauen haben Schmerzen beim Stuhlgang, Wasserlassen oder Geschlechtsverkehr. Auch eine ungewollte Kinderlosigkeit kann ein Symptom sein. Andere wiederum haben gar keine Beschwerden.
Ich selber litt an starken Regelschmerzen, die bis in die Beine und den Rücken zogen. Von meiner Mutter habe ich bis heute den Wortlaut im Ohr: „Regelschmerzen sind ganz normal, nach dem ersten Kind wird alles besser“.
Heute weiß ich es besser: Nein! Solche Regelschmerzen waren und sind nicht normal! Und das möchte ich euch auch mit auf dem Weg geben! Wenn ihr glaubt, dass eure Regelschmerzen nicht normal sind oder eure Tochter unter starken Schmerzen leidet, dann bleibt hartnäckig.
Typischerweise werden die Beschwerden zyklusabhängig stärker, nehmen dann wieder ab oder verschwinden. Bei mir begannen sie bereits einige Tage vor meiner Menstruation und wurden ab dem zweiten oder dritten Tag der Blutung bereits wieder besser.
Wie häufig kommt Endometriose vor?
Nach Myomen ist Endometriose die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung. Schätzungen zufolge gibt es ca. 30.000 – 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland. Eine von zehn Frauen soll betroffen sein. Bei 60-70% der Betroffenen treten Krankheitszeichen auf.
Was verursacht Endometriose?
Leider sind die genauen Ursachen bis heute unklar. Bisher gibt es lediglich einige Theorien wie zum Beispiel, dass durch eine „umgekehrte“ Menstruation Teile der Gebärmutterschleimhaut, durch die Eileiter in den Bauchraum gelangen können oder die Endometriose direkt an Stellen außerhalb der Gebärmutter entsteht.
Andere wiederum gehen von einer Veränderung im Immunsystem aus und auch eine genetische Veranlagung ist nicht auszuschließen. Letzteres scheint auch in meiner Familie der Fall zu sein.
Von den ersten Symptomen bis zur Diagnose vergehen im Durchschnitt 10 Jahre
Leider vergehen von den ersten Symptomen bis zur Diagnose im Schnitt 10 Jahre. Aufgrund der sehr individuellen oder auch gar nicht vorhandenen Symptome und Beschwerden wird die Endometriose häufig nur zufällig oder gar nicht entdeckt.
In meinem Fall wurde während einer Nachsorgeuntersuchung auf dem Ultraschall eine Zyste am Eierstock entdeckt. Die Ärztin konnte bereits erkennen, dass es sich nicht um eine hormonelle Zyste handelt und diese daher nicht von alleine weggehen würde. Deswegen wurde bei mir eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) zur Diagnose und Entfernung der Zyste gemacht.
Während des Eingriffes wurde nicht nur die Schokozyste entfernt, sondern auch alle weiteren (sichtbaren) Endometrioseherde. Die Diagnose Endometriose erhielt ich bereits einen Tag nach der Operation und wurde nochmals durch eine Gewebeprobe (Biopsie) bestätigt. Bei mir wurde Stadium 3 (von 4) diagnostiziert, die Wucherungen gingen bis an den Darm.
Wie wird die Endometriose behandelt?
Leider ist eine Bauchspiegelung und Gewebeprobe die einzig sichere Möglichkeit die Diagnose Endometriose zu stellen. Gleichzeitig ist die operative Entfernung der Endometrioseherde und ggf. der Zysten auch ein Teil der Behandlung.
Die Schulmedizin kennt zudem noch die medikamentöse Behandlung z.B. durch Schmerzmittel sowie Hormonen als auch eine Kombination aus OP und Medikamenten. Der operierende Arzt wollte auch mich mittels Hormontherapie künstlich in die Wechseljahre schicken, um mögliche restliche Herde auszutrocknen. Für mich kamen Hormone jedoch nicht mehr in Frage.
Ich hatte bereits 2015 die Pille abgesetzt, seitdem mittels NFP verhütet, meine Ernährung nach und nach (gluten- und milcheiweißfrei) umgestellt und mit Hilfe einer Heilpraktikerin meinen Körper entgiftet und wieder ins Lot gebracht. Und damit ging es mir das erste Mal seit Jahren endlich wieder besser.
Diesen für mich bewussteren und gesünderen Weg wollte ich nicht wieder verlassen. Zumal es mir unter Hormonen immer sehr schlecht ging, physisch wie psychisch. Nach Rücksprache mit meiner Gynäkologin lautetet meine Therapie daher lange Stillen und – da wir ein zweites Kind wollten – schnell wieder schwanger werden.
Welche alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Laut der Endometriose‐Vereinigung Deutschland e.V. machen viele Betroffene positive Erfahrungen mit einer komplementären Behandlung wie z.B. Akupunktur, Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM), Homöopathie und Pflanzenheilkunde. Zudem kann die Erkrankung durch eine Ernährungsumstellung positiv beeinflusst werden.
Dies spiegelt auch meine Erfahrungen wieder. Ich ernähre mich seit Jahren gluten- und milcheiweißfrei (mit kleineren Ausnahmen). Zudem habe ich meinen Fleischkonsum kontinuierlich reduziert und achte auf frische, natürliche und möglichst unverarbeitete Lebensmittel.
Genauso wichtig sind mir Auszeiten zum Entspannen und Bewegung an der frischen Luft und Pilates. Außerdem schränke ich das Naschen stark ein, wobei mir dies als ehemalige Naschkatze ehrlicherweise nicht immer ganz leicht fällt (vor allem nicht zur Weihnachtszeit 😉 ).
Wir Frauen sind alle unterschiedlich und ich denke, dass jede Betroffene ihren eigenen individuellen und persönlichen Weg finden muss. Bist du auch eine Endogefährtin? Was hat dir geholfen?
Ganz liebe Grüße
Bea
Dieser Beitrag ersetzt natürlich nicht den Gang zum Arzt. Vielmehr möchte ich damit Mut machen und zudem erreichen, dass diese Erkrankung bekannter wird und dadurch möglichst vielen Frauen geholfen wird.
Quellen: Endometriose Vereinigung Deutschland e.V., Frauenärzte im Netz